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In Zeiten von Fake News, der selbstverständlichen Verbreitung von Unwahrheiten und permanenter Vortäuschung falscher Tatsachen, suchen Menschen nach Orientierung und Verlässlichkeit. Unsere Gesellschaft ist zum einen Teil von Unsicherheit und Manipulation geprägt und zum anderen daran bereits gewöhnt. Eine ungesunde Mischung.

Aufrichtigkeit und Vertrauen sind trotzdem nach wie vor Inhalte, nach denen sich die meisten Menschen sehnen. Im 21. Jahrhundert erleben wir einen Mangel an authentischen Menschen und Persönlichkeiten.

76 % der Befragten geben an, Authentizität sei für sie die wichtigste Eigenschaft von Führungspersönlichkeiten und Unternehmen.

Edelman Trust Barometer 2024

Was bedeutet Authentizität?

Authentizität – der Begriff kommt aus dem Griechischen und heißt „real“ oder „unverfälscht“ – wird zunehmend als Schlüssel zur inneren Erfüllung und zu einem genuinen und glaubhaften Leben erkannt.

Überträgt man den Begriff auf den Menschen, beschreibt Authentizität die Fähigkeit, im Einklang mit dem eigenen „wahren Selbst“ zu leben. Dazu gehört, die eigenen Gedanken, Emotionen, Bedürfnisse, Werte, Vorlieben und Überzeugungen zu erkennen, zu reflektieren und diejenigen davon, die man auch zeigen möchte, im Denken, Reden und Handeln sichtbar werden zu lassen.

Warum ist Authentizität wichtig?

Authentizität ist keine bloße Modeerscheinung – sie bildet das Fundament für Vertrauen, tiefe Beziehungen und ein erfülltes Leben. Wer echt ist, schafft Verbindungen, die über das Oberflächliche hinausgehen.

Im Austausch mit anderen und besonders im Berufsleben zeigt sich die Kraft der Authentizität am deutlichsten: Menschen spüren, wenn sie gesehen und angenommen werden – nicht als Rolle, sondern als Persönlichkeit. Das schafft Sicherheit, Wertschätzung und Motivation.

Gerade jüngere Generationen erwarten diese Echtheit – und sie setzen Maßstäbe. Eine aktuelle Umfrage zeigt:

80 % der Millennials und Gen Z wünschen sich, bei der Arbeit ihre Persönlichkeit zeigen zu dürfen.

Deloitte Millennial Survey 2023

Wenn Unternehmen authentische, wertschätzende Kulturen leben, sinkt laut derselben Studie die Fluktuationsrate um beachtliche 31 %. Wer authentisch sein darf, bleibt – weil er sich verbunden fühlt. Wer sich verbiegt, sucht unbewusst nach Möglichkeiten, zu gehen.

Echtheit ist also kein Luxus, sondern ein Schlüssel zu Wachstum, Loyalität und einer gesunden, inspirierenden Gemeinschaft – ob im Beruf oder im persönlichen Leben.

Wahrhaftigkeit als Leitprinzip des Lebens

Ein aufrichtiges Leben bietet eine feste Basis der Orientierung. Für das Menschen-Sein bedeutet Authentizität mehr als nur ein oberflächliches tugendhaftes Lippenbekenntnis; es hat eine lebendige Ausstrahlung, die durch die eigenen Taten und Lebensweise spricht, ohne Worte zu benötigen.

Authentisch zu sein bedeutet, den eigenen Gedanken, Emotionen, Bedürfnissen, Werten, Vorlieben und Überzeugungen treu zu bleiben. Es ist ein Akt der Selbsterkenntnis und Selbstannahme, der eine ehrliche, klare und verlässliche Kommunikation mit der Welt um sich herum ermöglicht. Nur wenn ein Mensch sich seiner selbst bewusst ist, kann er dieses Selbst auch authentisch zum Ausdruck bringen.

Authentizität lebt in der Praxis

Authentische Menschen lassen sich nicht von äußeren Einflüssen oder gesellschaftlichen Erwartungen leiten. Sie handeln konsistent nach ihren inneren Überzeugungen und Werten, während sie gleichzeitig in verschiedenen sozialen Rollen flexibel und werteorientiert agieren können.

Dieses Spannungsfeld zwischen Selbsttreue und gesunder sozialer Anpassung stellt das Authentizitätsparadoxon dar, das verdeutlicht, dass wahre Authentizität eine bewusste und aktive Wahl ist, kein passiver Zustand.

Herausforderungen auf dem Weg zur Authentizität

Eine junge Frau steht lächelnd vor einem Spiegel, während sich ihr Spiegelbild vor Trauer das Gesicht mit den Händen bedeckt. Symbolisches Bild für die Herausforderungen eines authentischen Lebensstils.

Warum ist es für viele Menschen so schwierig, authentisch zu sein? Gesellschaftliche Vorgaben und Normen spielen eine große Rolle.

Die sozialen Medien prägen und geben Ideale vor, die einen Druck auf jedes Individuum ausüben, bestimmten Annahmen, Überzeugungen und Ansichten gerecht zu werden. Das kann dazu führen, dass Menschen versuchen, sich diesen anzupassen und ihre eigene Persönlichkeit zu unterdrücken bzw. die individuelle Einmaligkeit zu negieren.

Ich bin nur „echt“, wenn ich eine Kopie „von“ bin. Ich werde nur akzeptiert, wenn ich so lebe, denke und agiere, wie es die mediale Welt vorgibt.

Doch nur durch die Akzeptanz des eigenen Selbst und die Bereitschaft, authentisch zu leben, können diese Barrieren überwunden werden.

Authentizität im Kontext der Psychologie

Psychologisch gesehen bedeutet Authentizität die Übereinstimmung zwischen dem inneren Wesen eines Menschen und seinem äußeren Verhalten. Authentisch lebende Menschen sind nicht nur ehrlich zu sich selbst, sondern strahlen auch eine natürliche, ungekünstelte Präsenz aus, die von anderen als echt und vertrauenswürdig wahrgenommen wird.

Der Weg zur Aufrichtigkeit

Authentizität entwickelt sich durch Selbstreflexion, die Auseinandersetzung mit dem eigenen Geworden-Sein und Werten. Es ist ein Wechselspiel zwischen Selbstbewusstheit und Selbstbewusstsein.

Selbstbewusstheit bedeutet: Ich nehme mich selbst wahr. Ich habe eine Bewusstheit über meine Gefühle, Bedürfnisse, Grenzen und inneren Prozesse – ohne mich zu verurteilen.

Aus dieser Selbstbewusstheit wächst das Selbstbewusstsein: das Wissen um den eigenen Wert. Die Klarheit, für sich einzustehen – nicht arrogant, sondern innerlich gefestigt – und in diesem Bewusstsein seines Selbst ins konkrete Handeln zu kommen.

Der Kirchenvater Bernhard von Clairvaux (1093–1153, Mönch aus dem Zisterzienserorden) sagte einmal: „Wer gut mit sich selbst umgeht, also achtsam, fürsorglich und ehrlich ist, hat die innere Stabilität, auch für andere da zu sein, ohne sich zu verausgaben“.

„Wer gut mit sich selbst umgeht, also achtsam, fürsorglich und ehrlich ist, hat die innere Stabilität, auch für andere da zu sein, ohne sich zu verausgaben“.

Kirchenvater Bernhard von Clairvaux (1093–1153, Mönch aus dem Zisterzienserorden)

Was bedeutet es, einen authentischen Lebensstil zu erlernen?

Selbsterkenntnis fördern

Wage den Blick auf dich selbst: Was denkst du? Was fühlst du? Was sind deine Werte? Lebst du nach Grundsätzen, die für dich stimmig sind, oder folgst du den Annahmen und Überzeugungen anderer Menschen in deinem Leben? Halte für dich fest, was du denkst, fühlst und lebst – ehrlich und unzensiert. Frage dich öfter: „Will ich das wirklich – oder tue ich es, um jemandem zu gefallen?“

Lerne, klar und ehrlich zu kommunizieren

Ein Mann spricht mit freundlicher Mimik, offener Körperhaltung und deutlichen Gästen vor seinen Kollegen bei der Arbeit. Symbolisches Bild für authentische Kommunikation.

Sag, was du denkst – ohne verletzend zu sein. Übe dich in „Ich-Botschaften“: z. B. „Ich fühle mich …“ statt „Du machst …“. Authentische Kommunikation bedeutet nicht immer, alles zu sagen – aber das, was du sagst, sollte echt und ehrlich sein.

Authentisch kommunizieren heißt, aus deinem Inneren heraus zu sprechen, aufrichtig zu sein über das, was du fühlst und denkst. Es bedeutet, zuzuhören, ohne zu urteilen, und zuzulassen, dass das Gesagte des anderen dich auch verändern kann.

Authentische Kommunikation ist die Brücke zur wahren Begegnung – und damit der Schlüssel zu einem echten, lebendigen Dasein.

Eigene Werte entdecken und leben

Werde dir klar: Was ist dir wirklich wichtig im Leben? Gibt es eine Diskrepanz zwischen deinen Worten und deinem Leben? Triff Entscheidungen, die mit diesen Werten übereinstimmen – auch wenn es nicht immer bequem ist. Frag dich bei schwierigen Entscheidungen: Was fühlt sich richtig an – nicht nur logisch, sondern auch innerlich stimmig?

Perfektionismus loslassen – lerne, dankbar zu scheitern

Perfektionismus sieht auf den ersten Blick oft aus wie Stärke oder Ehrgeiz. In Wahrheit steckt dahinter meist etwas anderes: die Angst, nicht genug zu sein. Du musst nicht allen gefallen – du bist nicht für die Erwartungen anderer verantwortlich.

Echtheit schlägt Perfektion. Menschen spüren, wenn jemand echt ist – und das wirkt. Das ist vielleicht die größte Befreiung: Du bist nicht hier, um Erwartungen anderer zu erfüllen. Du bist nicht auf dieser Welt, um dich klein, leise oder angepasst zu machen, nur damit andere sich wohlfühlen.

Wer Perfektionismus loslässt, dem eröffnet sich eine neue Tür: Nicht in Richtung „weniger gut“, sondern in Richtung freier, echter, menschlicher zu leben.

Persönliches Wachstum zulassen

Coaching oder Mentoring kann helfen, blinde Flecken zu erkennen. Diese zwischenmenschliche Beziehungsarbeit fördert eine authentische Entwicklung.

In seinem viel zitierten Buch „Ich und Du“ sagte der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber: „Ich werde am Du – alles wirkliche Leben ist Begegnung“. Für Buber geht es darum, dass wahre Menschlichkeit und echte Erfüllung nicht isoliert oder selbstbezogen erreicht werden können, sondern sich in der Beziehung zu anderen Menschen entwickeln.

Ein authentisches Leben nach Buber bedeutet, sich bewusst auf das Gegenüber einzulassen, es in seiner Einzigartigkeit wahrzunehmen und zu respektieren. Es geht um eine tiefe Verbundenheit, die nicht nur oberflächlich ist, sondern auf gegenseitigem Verständnis und echter Beziehung beruht. Durch solche Begegnungen entfaltet sich laut Buber das eigene Sein und die eigene Existenz auf eine tiefere und bedeutungsvollere Weise.

In dieser Perspektive wird Authentizität nicht nur als individuelles Merkmal verstanden, sondern als Resultat und Ziel gelungener zwischenmenschlicher Beziehungen. Es geht darum, sich selbst und andere in ihrer Einzigartigkeit anzuerkennen und durch diese Begegnungen sowohl charakterlich als auch moralisch zu wachsen.

Die Begegnung mit authentischen Menschen hilft, ein glaubwürdiges und überzeugendes Leben zu entwickeln. Lerne, ganz du selbst zu sein. Geh in den Dialog mit Menschen, die dich herausfordern. Erlaube dir Veränderung – Authentizität bedeutet nicht, immer gleich zu bleiben, sondern du selbst in Entwicklung zu sein. Hierzu braucht es Menschen, die dich fördern und fordern!

Zeig dich – auch mit deinen Schwächen

Ein Geschäftsmann zieht eine Maske vom Gesicht. Symbolisches Bild für einen authentischen Lebensstil.

Sich zeigen heißt, Verbindung zu ermöglichen. Wenn du dich öffnest, passiert etwas Wunderbares: Du lädst andere ein, ebenfalls ihre Masken abzulegen. Es entsteht ein Raum von Echtheit – eine Verbindung, die über das Oberflächliche hinausgeht. Genau da entsteht Vertrauen. Tiefe. Nähe.

Verletzlichkeit braucht Mut, weil sie mit Risiko verbunden ist. Vielleicht wirst du nicht verstanden. Vielleicht wirst du sogar abgelehnt. Aber wenn du dich versteckst, wirst du immer das Gefühl haben, nicht ganz gesehen zu werden.

Authentisch zu sein bedeutet:

  • Trotz Angst, du selbst zu sein.
  • Du musst niemand anderes sein.
  • Du bist nicht hier, um Erwartungen zu erfüllen.
  • Du bist hier, um dein Leben zu leben – und das aufrichtig.

In dieser Klarheit, Verletzlichkeit und Lebendigkeit liegt dein größtes Geschenk an die Welt.

Die Früchte eines authentischen Lebens

Ein authentisches Leben führt zu tiefer Zufriedenheit, Selbstvertrauen und einer bewussteren Verbindung zu anderen Menschen. Zufriedenheit ist eine innere Haltung, die uns lehrt, das Positive und Konstruktive im Leben wahrzunehmen, statt uns auf Mängel oder Defizite zu konzentrieren.

Zufriedenheit verändert die Perspektiven im Leben und stärkt die emotionale Widerstandskraft. Selbst in schwierigen Zeiten macht sie kleine Lichtblicke sichtbar und erinnert daran, dass auch Herausforderungen Potenzial für persönliches Wachstum bieten.

Zusammenfassung

Authentisch zu sein bedeutet, in jeder Situation du selbst zu bleiben. Authentizität schafft Vertrauen, stärkt Beziehungen und gibt dir Halt, auch wenn alles um dich herum ins Wanken gerät. Besonders in Führungsrollen ist diese innere Stärke entscheidend, um Konflikte zu lösen, Teams zu inspirieren und authentisch zu führen. Dein authentisches Leben beginnt mit bewusster Selbsterkenntnis und der Bereitschaft, in deinem Handeln echt zu bleiben.

Warum Authentizität deine Führung verändert

Vertrauen schaffen: Dein Team wird deine Ehrlichkeit und Klarheit spüren – und dir folgen.
💡 Klarere Entscheidungen treffen: Mit deinem inneren Kompass findest du auch in schwierigen Zeiten Lösungen.
🏆 Motivation fördern: Dein echtes Engagement inspiriert andere, ihr Bestes zu geben.
⚖️ Herausforderungen souverän meistern: Lerne, Selbsttreue und Flexibilität in Einklang zu bringen.

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Häufig gestellte Fragen

Ein authentischer Mensch lebt im Einklang mit seinen eigenen Werten und Überzeugungen. Er zeigt sich offen in seinen Gedanken und Gefühlen, steht zu seinen Stärken und Schwächen und übernimmt Verantwortung für sein Handeln.

Wahre Authentizität zeigt sich darin, dass jemand nicht versucht, sich für andere zu verstellen oder Erwartungen blind zu erfüllen. Stattdessen handelt eine authentische Person konsequent nach ihrem eigenen inneren Kompass. Sie ist ehrlich, glaubwürdig und verlässlich – was sie sagt und wie sie handelt, passt zusammen und wirkt dadurch echt auf andere.

Die vier Kriterien der Authentizität beschreiben, woran man echtes, unverfälschtes Verhalten erkennt:

  • Selbstkenntnis: Du kennst deine eigenen Werte, Überzeugungen, Gefühle und Bedürfnisse – und bist bereit, dich ehrlich mit dir selbst auseinanderzusetzen.
  • Kongruenz: Es besteht Übereinstimmung zwischen innerem Erleben (Gedanken, Gefühle, Wünsche) und äußerem Verhalten. Das, was du zeigst, entspricht dem, was du wirklich fühlst und denkst.
  • Ehrlichkeit im Ausdruck: Du stehst zu deiner Meinung, sprichst offen über deine Gefühle und trittst auch dann für dich ein, wenn es für dich unbequem ist.
  • Widerstand gegen äußeren Druck: Du bleibst dir selbst und deinen Prinzipien treu, anstatt dich blind gesellschaftlichen Erwartungen oder Gruppenzwängen zu beugen.

Autor

Profilbild von Mathias Hühnerbein, Inhaber von proCEO, die Kompetenzentwickler.

Mathias Hühnerbein

Geschäftsführender Inhaber von proCEO, Master-Coach, Lehr-Supervisor, Ausbilder EASC, Organisationsberater, Mediator, Mentor und Resilienzberater.

Mathias Hühnerbein ist als akkreditierter Lehrtrainer und Ausbilder im proCEO Institut für die Ausbildung in den Bereichen Coaching und Supervision verantwortlich.

Mit über 16.000 Stunden Beratungserfahrung arbeitet Mathias als freiberuflicher Coach, Master-Coach, Lehr-Coach, Supervisor, Lehr-Supervisor, Resilienzberater und Trainer mit Fach- und Führungskräften, Teams und Organisationen.

Außerdem war Mathias Hühnerbein als Honorardozent an der OHM Professional School in Nürnberg tätig.

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